Donnerstag, 24. Juni 2010

Liebes Tagebuch, Teil 18

18. September

Liebes Tagebuch,

Manchmal machen mir meine Entscheidungen Angst.
Heute ist der Tag der Zeremonie gekommen und damit der Tag, für den ich Jeremys Tod vorausgesehen habe. Ich weiß nicht genau, was passieren wird, doch ich glaube unser Plan geht schief.
Normalerweise bin ich kein pessimistischer Mensch, aber ich kann auch nicht mit Zuversicht auf den heutigen Tag blicken.
Andrew und ich haben einen Befreiungsplan für Jeremy erdacht. Naja, eigentlich nicht nur für Jeremy, denn wir bringen es einfach nicht übers Herz, die Anderen hier zu lassen.
Andrew hat es geschafft sich die Sachen einer Wache zu beschaffen und wird sich unter sie mischen. In meinen Aufgabenbereich fällt eine Ablenkung, damit er Jeremy befreien kann. Ich hoffe dabei auf Swetas Hilfe, denn ich glaube nicht, dass ich das alleine hinbekomme.
Die ganze Zeit spuken mir diese Gedanken im Kopf herum, ob etwas schief geht und ob meine Vision nicht doch der Wahrheit entspricht.
Auch seitdem wir den Plan gefasst haben, sehe ich immer noch das Gleiche. Die Details haben sich vielleicht verändert, aber das Ergebnis ist immer noch das Selbe.
Was passiert, wenn das wirklich alles wahr wird? Wie wird Andrew sich verhalten, wenn sein bester Freund auf der Welt heute sterben sollte? Werde ich ihn dann auch noch verlieren? Es gibt so viele Fragen, aber einfach keine passenden Antworten.
Ich kann jetzt die Trommeln hören, also geht es bald los. Mein Umhang für die so genannte Zeremonie liegt schon neben mir. Ironischerweise ist er blutrot.
Was werde ich heute verlieren?

Dienstag, 22. Juni 2010

Letztes Wochenende

Letztes Wochenende habe ich mir die Hochzeit von Kronprinzessin Victoria hier in Stockholm angesehen. Ich stand an der Strasse und habe gesehen, wie sie in der Kutsche an mir vorbei gefahren sind. Ich konnte sogar ein Bild von ihnen machen.

Es war ziemlich toll und es waren echt wahnsinnig viele Leute da.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Paloma Faith

Das Konzert von Paloma Faith war echt klasse. Ich hab einen Song aufgenommen, aber die Qualität ist nicht so gut. Vielleicht wollt ihr es euch ja trotzdem ansehen.

Liebes Tagebuch, Teil 17

14. September

Liebes Tagebuch,

Ich habe Jeremy sterben sehen.
Seitdem ich Sweta berührt habe, habe ich Visionen. Sie hatte nicht gesagt, dass sie so etwas kann, doch ich sollte eigentlich nicht überrascht sein. Eine Hexe verrät nie alle ihre Geheimnisse. Vielleicht hatte ich ja auch schon vorher die Veranlagung dazu, aber habe nichts davon bemerkt.
Die Visionen kommen und gehen und manche sind ziemlich erschreckend, doch sie haben etwas gemeinsam. Ich weiß, dass sie wahr werden. Keine Ahnung woher dieses Wissen kommt, aber ich kann nicht leugnen, dass es stimmt. Man kann die Augen vielleicht vor der Wahrheit verschließen, doch das ändert nichts daran, dass sie wahr ist.
Ich weiß auch, dass ich die meisten Dinge, die ich sehe, nie jemandem erzählen darf. Ein Spiegel zu sein, ist natürlich alleine nicht schon genug. Ich war noch nie gut im gebrauchen von Ironie.
Seitdem ich Jeremys Tod gesehen habe, frage ich mich die ganze Zeit, ob ich nicht doch etwas ändern kann, ob diese Visionen nicht gerade dafür gut sind. Eine stärker werdende Stimme in meinem Kopf sagt mir jedoch, dass das Schicksal nicht so einfach geändert werden kann und man immer einen Preis dafür zahlen muss.
Ist es selbstsüchtig von mir, das ich mir nicht wünsche, das Andrew an Jeremys Stelle wäre?
Solche Gedanken verstecke ich mit den Visionen hinter den schützenden Mauern in meinem Kopf. Ich habe jetzt nicht nur einen Schutzschild um meinen Körper gelegt, sondern auch um meine Gedanken.
Was werde ich dadurch? Eine geheimnisvolle Fremde? Im Moment würde ich einfach nur gerne alles vergessen.
Ich wäre gerne einfach wieder normal.

Dienstag, 15. Juni 2010

Ein Monat! Wow!

Wow ich kann gar nicht glauben, das ich jetzt schon einen Monat hier in Stockholm bin. Es kommt mir noch gar nicht so lange vor.

Mittlerweile weiss ich so ziemlich was ich im Labor machen muss und die Leute sind echt nett. Die meisten sind über den Sommer jedoch im Urlaub. Ich glaube ich bin dann so ziemlich die einzige, die arbeiten wird. :) Naja so schlimm ist das auch nicht.

Ich hab mir mittlerweile schon mehr von Stockholm angesehen und bin schon gespannt auf die Hochzeit am nächsten Wochenende. Hoffentlich regnet es dann nicht.

Im Moment gibt es auch viele Konzerte, die man sich so ansehen kann und heute werde ich zu Paloma Faith gehen. Freue mich schon darauf.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Liebes Tagebuch, Teil 16

11. September

Liebes Tagebuch,

Ich habe ständig das Gefühl, ich kann nicht richtig atmen.
Es gibt bald wieder eine der Zeremonien der Bruderschaft, bei der ein Teil der Gefangenen eliminiert wird. Eine böse Vorahnung hat mich dazu gebracht, nach der Liste zu suchen, auf der die Namen der ausgewählten Gefangenen stehen.
Es hat mich wirklich gewundert, warum niemand es seltsam fand, das ich danach gefragt habe. Wahrscheinlich halten sie es für Interesse von meiner Seite aus. Wie furchtbar. Jedenfalls hatte ich keine Probleme, die Liste ansehen zu können.
Ich hoffe mein Gesicht hat nichts verraten, denn auch Jeremys Name stand mit darauf. Meine Mitbewohnerinnen waren zum Glück gerade nicht da und so hatte ich einen Moment, um den Schock zu überwinden.
Andrew muss meine aufgewühlten Gefühle gespürt haben, denn plötzlich war er so nah, dass ich seine Gedanken hören konnte. Es war ziemlich leichtsinnig von ihm, doch ich war froh, dass ich meine Entdeckung mit jemandem teilen konnte. Ich fühlte seine Bestürzung, da Jeremy wirklich wie ein Bruder für ihn ist. Wir einigten uns darauf, dass er sich etwas einfallen lassen würde.
Ich weiß nicht genau, ob er über meine Gefühle für ihn Bescheid weiß, da ich immer versuche sie zu unterdrücken, wenn er in der Nähe ist. Im Augenblick ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über so etwas nachzudenken.
Seit ich Jeremys Namen auf der Liste gesehen habe, ging mir Swetas Angebot nicht mehr aus dem Kopf. Ich sah keine andere Möglichkeit mehr, also habe ich es angenommen. Sweta hat mich durchdringend gemustert, als ich ihr unauffällig meine Hand hingestreckt habe, doch sie hat sie genommen. Das Gefühl hat mich nicht so erschreckt, wie beim ersten Mal. Etwas was Sweta danach gesagt hat, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Bande, die aus Freundschaft oder Liebe geschlossen werden, sind stärker als die, die aus Angst entstehen.

Sonntag, 6. Juni 2010

Nationaltag in Schweden

Ich kann gar nicht glauben, das ich jetzt schon drei Wochen in Stockholm bin.

Dieses Wochenende war wieder viel los. Gestern war der Stockholm Marathon, an dem ziemlich viele Leute teil genommen haben. Der Sieger hat die 42 km lange Strecke in 2 Stunden 12 Minuten geschafft. Ganz schön schnell.

Heute war Nationaltag und da gabs natürlich Fähnchen und Paraden der königlichen Garde, Musik und viele andere Dinge. Man konnte auch umsonst ins Schloss gehen und das habe ich natürlich ausgenutzt. Ansonsten gabs überall viel zu sehen und zu besichtigen und das Wetter war auch sehr gut. Jetzt will ich für den Rest des Tages erst mal meine Füße schonen. :)

Donnerstag, 3. Juni 2010

Liebes Tagebuch, Teil 15

6. September

Liebes Tagebuch,

Ich schaffe das nicht mehr.
Ich kann nicht jeden Tag an Jeremy vorbeigehen und so tun, als wäre er wie alle anderen. Als wäre er wie einer der Anderen, die mir nichts bedeuten. Aber er bedeutet mir etwas. Er ist mein Freund. Ich will einfach nur zu ihm laufen und ihn davor schützen, weiter verprügelt und gequält zu werden.
Sweta und ein kleiner Rest meines logischen Denkens halten mich davon ab, doch ich weiß nicht, wie lange noch. Dimitri würde ich damit in die Hände spielen.
Ich weiß nicht, was ich ohne Sweta machen würde. In ihren Gedanken konnte ich sehen, dass sie mir unbedingt helfen will und dass sie die Verbrechen nicht begangen hat, derer sie beschuldigt wird.
Jeremy versichert mir tausend Mal am Tag, das es ihm gut geht und er das alles aushält, doch ich weiß es besser. Ich spüre, wie sich die Resignation in seine Gedanken schleicht, wie das bei vielen hier ist. Das ist der erste Schritt bevor sie aufgeben, doch ich will nicht, dass Jeremy aufgibt. Ich will, dass er kämpft.
Sweta weiß davon, dass ein Teil eines Spiegels auf einen Markierten übergeht, dass aber auch der Spiegel etwas zurück erhält. Sie drängt mich dazu, sie zu berühren, damit ich besser mit dem Schild umgehen kann, doch noch weigere ich mich. Ich habe keine Ahnung wie lange, denn ihre Argumente sind logisch und überzeugend.
Seit kurzem spüre ich Andrews Gegenwart in der Nähe. Ich weiß, dass es dumm von ihm ist hier herzukommen, doch seine Anwesenheit gibt mir Kraft. Keine Ahnung, wie lange ich meine Maske noch aufrechterhalten kann, doch ich muss es versuchen.
Ich muss für Jeremy stark sein.