Donnerstag, 27. Mai 2010

Liebes Tagebuch, Teil 14

28. August

Liebes Tagebuch,

Wie konnte er das nur tun?
Ich saß bei Sweta in der Halle, als ein ziemliches Getöse die Ankunft eines neuen Gefangenen ankündigte. Dimitri lief dem Trupp mit vor Stolz geschwellter Brust voraus und deutete auf ein paar Ketten an der Wand.
Irgendetwas an der Gestalt des Gefangenen und an der Aura, die er ausstrahlte, ließ mich aufmerksam werden. Als ich ihn erkannte, konnte ich nur geschockt hinüber starren. Mein Körper wollte sich einfach nicht bewegen und mein Verstand weigerte sich zu begreifen, was meine Augen sahen.
Es war Jeremy. Sie ketteten Jeremy an diese Wand und das direkt vor meinen Augen. Als ich in Dimitris Gesicht sah, wusste ich, dass er dies schon lange geplant hatte. Die Wut, die in diesem Augenblick in mir hoch kochte, gab mir die Kontrolle über meine Glieder wieder zurück.
Mein einziger Wunsch war es, Dimitri dieses höhnische Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen, doch Sweta hielt mich zurück. Sie hatte meinen Arm durch die Gitter gepackt und redete leise auf mich ein. Dimitri hatte immer noch dieses Grinsen im Gesicht, als er die Halle verließ.
Sweta hielt weiterhin meinen Arm fest, doch jetzt war ihr Griff sanft und ich wusste, dass sie mich trösten wollte. Sie kannte mich mittlerweile ziemlich gut, hatte wahrscheinlich schon immer gewusst, was in mir vorging.
Ich wusste, dass sie mich nicht zu Jeremy lassen würden, also streckte ich langsam meine Gedanken nach ihm aus. Es fühlte sich an wie eine Umarmung, als unsere Gedanken für einen Moment miteinander verschmolzen und ich seinen Schmerz, aber auch die Erleichterung, dass Andrew nicht hier war, spüren konnte. Wie immer versicherte er mir, dass es nicht meine Schuld wäre und schon alles gut werden würde.
Ich musste die Verbindung unterbrechen, da ich sonst die Tränen nicht hätte zurückhalten können. Sweta meint, die Bruderschaft braucht ein Druckmittel, das sie gegen mich einsetzen können. Sie glaubt, sie haben Angst vor mir.
Ich habe gelernt mich mit dem Schild zu schützen. Jetzt muss ich nur noch lernen zu kämpfen.

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