11. September
Liebes Tagebuch,
Ich habe ständig das Gefühl, ich kann nicht richtig atmen.
Es gibt bald wieder eine der Zeremonien der Bruderschaft, bei der ein Teil der Gefangenen eliminiert wird. Eine böse Vorahnung hat mich dazu gebracht, nach der Liste zu suchen, auf der die Namen der ausgewählten Gefangenen stehen.
Es hat mich wirklich gewundert, warum niemand es seltsam fand, das ich danach gefragt habe. Wahrscheinlich halten sie es für Interesse von meiner Seite aus. Wie furchtbar. Jedenfalls hatte ich keine Probleme, die Liste ansehen zu können.
Ich hoffe mein Gesicht hat nichts verraten, denn auch Jeremys Name stand mit darauf. Meine Mitbewohnerinnen waren zum Glück gerade nicht da und so hatte ich einen Moment, um den Schock zu überwinden.
Andrew muss meine aufgewühlten Gefühle gespürt haben, denn plötzlich war er so nah, dass ich seine Gedanken hören konnte. Es war ziemlich leichtsinnig von ihm, doch ich war froh, dass ich meine Entdeckung mit jemandem teilen konnte. Ich fühlte seine Bestürzung, da Jeremy wirklich wie ein Bruder für ihn ist. Wir einigten uns darauf, dass er sich etwas einfallen lassen würde.
Ich weiß nicht genau, ob er über meine Gefühle für ihn Bescheid weiß, da ich immer versuche sie zu unterdrücken, wenn er in der Nähe ist. Im Augenblick ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über so etwas nachzudenken.
Seit ich Jeremys Namen auf der Liste gesehen habe, ging mir Swetas Angebot nicht mehr aus dem Kopf. Ich sah keine andere Möglichkeit mehr, also habe ich es angenommen. Sweta hat mich durchdringend gemustert, als ich ihr unauffällig meine Hand hingestreckt habe, doch sie hat sie genommen. Das Gefühl hat mich nicht so erschreckt, wie beim ersten Mal. Etwas was Sweta danach gesagt hat, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Bande, die aus Freundschaft oder Liebe geschlossen werden, sind stärker als die, die aus Angst entstehen.
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