19. September
Liebes Tagebuch,
Ich kann nicht glauben, dass alles wieder irgendwie gut wird.
Am Anfang lief alles so, wie wir es geplant hatten. Andrew mischte sich unter die Wachen und ich hielt mich in der Nähe von Sweta auf. Ich konnte ihn spüren, als würde er direkt neben mir stehen und seine Entschlossenheit Jeremy zu retten, gab auch mir Kraft.
Die Wächter der Bruderschaft standen auf einer Seite der Halle zusammen und ich konnte ihre Begeisterung über das Kommende förmlich auf der Zunge schmecken. Ich hätte mein Gesicht wohl vor Ekel verzogen, hätte ich mich in diesem Moment nicht wie betäubt gefühlt.
Jeremy und Anna, das kleine Wolfsmädchen, wurden nach vorne gezerrt und der Kreis schloss sich wieder um sie. Die Kleine drängte sich dicht an Jeremy und hatte sich, an seinen immer noch gefesselten Arm geklammert.
Er suchte meinen Blick und hielt ihn kurz fest, bevor er sich nach Andrew umsah. In dem Moment wurde mir klar, das Jeremy nicht glaubte, diesen Tag zu überleben und ich war mir sicher, das Andrew die gleiche Erkenntnis hatte, als er in die Augen seines Freundes sah.
Dies löste mich aus meiner Erstarrung und ich huschte zu Sweta hinüber und ergriff ihre Hand. Wir brauchten nur ein paar Sekunden, um hinter den Mitgliedern der Bruderschaft ein Feuer auszulösen, wodurch ein Großteil der Menschen panisch aus der Halle zu stürmen begann. Ich befreite Sweta aus dem Käfig und gemeinsam fingen wir an, auch die Ketten der Anderen zu lösen.
Ein Schrei ließ mich aufblicken und ich sah, wie Dimitri Anna hoch riss und ihr ein Messer an die Kehle setzte. Bei diesem Anblick zerriss irgendetwas in mir und eine Wut durchströmte mich, wie noch nie zuvor. Ich fühlte, dass ich mich veränderte, doch ich begriff erst, dass ich mich in einen Wolf verwandelt hatte, als ich schon vor Dimitri stand. Er starrte mich aus vor Schreck geweiteten Augen an und ließ Anna los. Sie lief weinend auf mich zu und wurde von Sweta, die plötzlich neben mir war, auf den Arm genommen und weg gebracht.
Nur einen Augenblick war ich unaufmerksam, doch Dimitri nutzte ihn, um auf mich einzustechen. Sein Messer erreichte mich nicht. Es traf auf Jeremy, der sich zwischen uns geworfen hatte.
Was danach kam, fühlt sich immer noch wie ein Traum an. Ich sah Jeremy fallen, spürte wie ich mich zurück verwandelte und ihn auffing. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Andrew Dimitri das Genick brach und spürte ihn dann neben mir. Ich spürte, wie das Leben aus Jeremy wich, aber er sah Andrew und mich lächelnd an.
Und dann starb er in meinen Armen und ein Teil von mir ist mit ihm gestorben.
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