30. Juni
Liebes Tagebuch,
Warum kann das Leben nicht auch mal einfach sein?
Seitdem ich dieses Buch in meiner Tasche entdeckt habe, ist alles nur noch komplizierter geworden. Ich weiß, dass dieser seltsame Mann aus der Straßenbahn es mir zugesteckt hat, doch zuerst wollte ich gar nicht wissen was drin stand. Damit es niemand sieht oder findet, habe ich es hinter dem Schrank verschwinden lassen. Ich habe versucht nicht mehr daran zu denken, auch nicht unterbewusst, doch das ist gar nicht so leicht.
Keine Ahnung ob ich mir das nur einbilde, doch ich hatte das Gefühl, das Jeremy und Andrew mir nicht mehr von der Seite wichen und das zerrte an meinen Nerven. Vor ein paar Tagen hielt ich es nicht mehr aus und sagte ihnen ziemlich direkt, dass ich viel zu tun hätte und auf ihre Gesellschaft für eine Weile sehr gerne verzichten würde. Wahrscheinlich habe ich sie damit gekränkt, doch das war mir in diesem Moment ziemlich egal.
An diesem Abend habe ich das Buch wieder hinter dem Schrank hervor geholt. Es ist ziemlich alt und der Ledereinband wird schon langsam brüchig. Wenn man es in der Hand hält, ist es fast so, als würde es atmen. Die Texte sind alle handgeschrieben, doch in unterschiedlichen Handschriften, als ob immer neue Menschen etwas hinzugefügt haben.
Als ich einmal angefangen hatte es zu lesen, konnte ich nicht mehr aufhören. Dies blieb nicht die einzige Nacht, in der ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Der Inhalt erscheint mir immer noch wie ein Traum.
Das Buch handelt von Spiegeln, Menschen mit einem besonderen Sinn für das Übernatürliche. Sie können magische Wesen, wie Vampire und Werwölfe erkennen und irgendwie markieren, damit die Jäger sie zu Strecke bringen können.
Diese besondere Eigenschaft tritt nur sehr selten und meistens bei Frauen auf und die Bruderschaft der Wächter, so nennen sich die Jäger, versucht sie alle zu finden, um mit ihrer Hilfe das Böse zu bekämpfen.
Bin ich etwa auch so ein Spiegel?
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