24. Juli
Liebes Tagebuch,
Der heutige Tag erscheint mir wie eine böser Traum.
Ich will einfach nur daraus aufwachen und dann ist alles wieder wie vorher. Nur leider geht das nicht, da niemand die Zeit zurück drehen kann.
Der Tag fing eigentlich ganz normal an und es deutete nichts darauf hin, das heute irgendetwas Seltsames passieren würde. Mittlerweile hat sich das beklemmende Gefühl aufgelöst, dass ich in der Nähe von Jeremy und Andrew hatte und ich kann wieder normal mit ihnen reden.
Ich achte wieder mehr auf die Vorlesungen und auch die bisherigen Klausuren sind ganz gut gelaufen. Bald sind Semesterferien und ich hoffe, ich kann dann etwas Abstand von allem bekommen. Wie sich heute herausstellen sollte, wird mir dieser Abstand wohl nicht gewährt werden.
Die Jungs hatten mich nach unserer überstandenen Matheklausur zum Eis essen eingeladen und wir verbrachten einen lustigen Nachmittag zusammen. Auf unserer Rückfahrt kamen wir in den Feierabendverkehr, in dem die Straßenbahnen immer besonders voll sind. Die Leute drängten sich an der Haltestelle und kurz bevor die Bahn einfuhr, spürte ich einen Stoß im Rücken.
Ich begriff gar nicht so schnell, was passierte und konnte nur auf die näher kommende Bahn schauen, vor die ich taumelte. Ein paar Leute schrieen auf, doch ich spürte nur Jeremys Hände auf meinem Arm, die mich von den Schienen runter zogen.
In dem Moment passierte es. Ich spürte, wie ein Teil von mir auf Jeremy überging. Ohne es zu wollen, hatte ich ihn markiert. Von irgendwoher kam ein hämisches Lachen und ich wusste, wer mich gestoßen hatte.
Ich war irgendwie wie betäubt, als die Beiden mich in mein Zimmer brachten. Wir haben dann noch lange geredet und dieses taube Gefühl ließ etwas nach. Sie wissen schon länger was ich bin und was passiert ist, aber sie machen mir keine Vorwürfe deswegen. Irgendwie bin ich froh, dass wir jetzt offen miteinander reden können.
Als sie gegangen waren, versuchte ich, dieses fehlende Teil von mir zu ergründen, doch da gibt es kein Loch. Anscheinend erfolgt diese Übertragung in beide Richtungen, denn ich trage jetzt ein Stück von Jeremy in mir.
Wie soll das alles nur weiter gehen?
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